· 

Schluss mit der Schikane von Kindern:

Ein Aufschrei der Content Creator:innen #stopkidshaming

Immer mehr Videos fluten das Internet, in denen Kinder beschämt und bloßgestellt werden in Situationen, in denen sie am verletzlichsten sind. Eltern verkaufen ihre Kinder und ihre Angst, Nöte und Verzweiflung für Klicks und Likes auf TikTok, Instagram und anderen Plattformen. Als Zuschauerin stehe ich fassungslos davor. Wer, wenn nicht die Eltern sind da, um die Kinder vor solch einer Beschämung zu bewahren? Aber es sind die Eltern, die die Kamera in den intimen Momenten draufhalten und das Video ins Netz stellen. Das muss aufhören dachte sich auch Tanja Bolhuis-Fisser vom Instagram Account kinderverstehen_elternstaerken und hat ihre Kolleg:innen dazu aufgerufen aktiv zu werden. Ich war natürlich auch sofort dabei.

Content Creator:innen posten Inhalte für die Rechte von Kindern unter dem Hashtag #stopkidshaming
Content Creator:innen posten Inhalte für die Rechte von Kindern unter dem Hashtag #stopkidshaming

Was steckt hinter dem Hashtag #stopkidshaming?

Wir haben uns mit einer Reihe Content Creator:innen zusammengetan und geben diesen Kindern eine Stimme. Jedes Kind hat Rechte. Unter dem Hashtag #stopkidshaming teilen Familienblogger:innen ihren Standpunkt zu diesem Thema und rufen dazu auf die Beiträge zu teilen und mitzumachen. Kinder haben Rechte. Sie haben das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und auf Selbstbestimmung. Sie haben das Recht auf Privatsphäre und auf Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch. Sie haben das Recht auf freie Entwicklung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Kinder müssen beschützt werden – vor allem von ihren eigenen Eltern! Dafür setzen wir uns ein und bilden eine Gegenwelle zu den beschämenden Videos in den sozialen Medien.

Was ist Kindesbeschämung?

Die Familienbegleiterin, Anwältin und Influencerin Franziska Beatrice Fiedler gibt auf ihrem Instagram Account mami.hat.recht eine kurze Einordnung: “Vor knapp 2 Jahren war es Trend, seinem Baby oder Kleinkind eine Scheibe Käse ins Gesicht zu werfen, die Reaktion zu filmen und das Video ins Netz zu stellen. Dann kam die Sahne. Kind weint und schreit und man sprüht ihm Sahne in den Mund. Hilft sofort, Kind ist ruhig. Lebensgefahr (Aspiration), Respektlosigkeit, egal. Natürlich auch hier filmen und veröffentlichen.” Inzwischen hat dieser Trend unfassbare Ausmaße angenommen. Eltern erschrecken ihre Kinder mit Horrormasken. Ich habe ein Video gesehen, in dem ein als Shreck verkleideter Mann ins Wohnzimmer stürmt, in dem zwei kleine Kinder fernsehen. Die Kinder schreien, der verkleidete Mann kämpft mit einem der kleinen Jungs, stopft dann die Weihnachtsgeschenke in einen Müllsack und läuft davon. Das muss man sich mal reinziehen. Manche Kinder erleiden Todesangst während die Eltern sich schlapp lachen, die Kamera draufhalten und das Video mit der Welt teilen.

Welche Auswirkungen hat Kindesbeschämung auf Kinder?

Wenn Kinder beschämt werden, kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben. Dies kann sich auf ihr Selbstwertgefühl, ihr Vertrauen und ihre Motivation auswirken. Der Schmerz, den Kindern zugefügt wird, wenn sie beschämt werden, kann für eine lange Zeit andauern. Weiterhin kann es zu Angstzuständen, sozialer Isolation und Depressionen führen. Dr. Kathrin Mikan, Kinder- und Neuropsychologin und Co-Gründerin von superheldenkids, erklärt die Auswirkungen: “Kinder, die emotional im Stich gelassen oder bloßgestellt worden sind oder die nie eine sichere Bindung aufbauen konnten (z.B. weil ihre Eltern ihnen kein ”sicherer Hafen" waren), erleben später ein tief sitzendes Gefühl nicht liebenswert und unwürdig zu sein".

Dass diese Videos, in denen Kinder beschämt werden, viral gehen ist auf vielen Ebenen eine Katastrophe, erläutert auch Familienpsychologin Nina Grimm: “Das führt dazu, dass sie Verhaltensmuster entwickeln, die sie bis ins Erwachsenenalter beschäftigen werden. Dynamiken wie diese begünstigen Selbstzweifel, Ängste, bis hin zu ernsthafter Psychopathologie.” Sie spricht es ganz deutlich aus: “Diese Kinder werden sehr wahrscheinlich zu meinen Patient*innen von Morgen.” Auch Psychologin und Mama Caroline Bechmann ist sich sicher: “Wir können stark davon ausgehen, dass das funny Video von XY Jahre später die Steilvorlage für Mobbing wird".

Was können wir gegen das Bloßstellen von Kindern tun?

Auf Instagram gibt es die Möglichkeit Content zu melden, bei dem Tiere gequält werden. Für Kinderquälerei gibt es diese Funktion leider nicht. Wegschauen ist aber keine Option! Die Sexualpädagogin und Mutter Mareike macht klar, was wir alle dagegen tun können: “Solche Videos nicht anklicken liken oder teilen, Profilen entfolgen, Videos melden!” Außerdem kann jede und jeder von uns zur Aufklärung beitragen, in dem wir Bekannte darauf hinweisen, dass das Teilen oder gar Erstellen solcher Videos gegen die Rechte der Kinder verstößt.

Viele bedeutende Content Creatorinnen haben sich zusammengetan, um ein Zeichen gegen die Beschämung von Kindern zu setzen. Sie teilen Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Eltern, um zu zeigen, welche Auswirkungen Kindesbeschämung haben kann und zeigen Wege auf, wie sie trotzdem am Geschehen in den sozialen Medien teilhaben können. Durch das Teilen und Herstellen von Inhalten, die das Bewusstsein für die Bedeutung der positiven Unterstützung von Kindern schärft, können wir als Content Creator:innen eine wichtige Rolle in der Community spielen. Doch diese Botschaft und das Bewusstsein muss auch raus aus unserer Blase, in der sich vorrangig Menschen befinden, die das Recht des Kindes ohnehin wahren. Deswegen ist es so wichtig, dass unsere Beiträge geteilt werden und möglichst große Reichweiten erzielen. Wenn es auch nur wenige Kinder sind, die wir damit vor diesen schlimmen Erfahrungen bewahren können.

#stopkidshaming ist eine aktion von den folgenden Instagram Accounts und allen, die sich anschließen möchten

Mein INstagram Video zum Thema #stopkidshaming

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Sara Pierbattisti (@brombeermama)